7. Juli 2022

AUFTAKTFEIER ZUR VEREINSGRÜNDUNG

KKW-Verein feiert Auftakt nach Abschluss des KUS- und LEADER-Projektes

Pfaffenhofen, 30.6.22. Übergänge können eine emotionale Sache sein – da war auch die Auftaktfeier des sich im Schlussspurt der Gründung befindenden „Kultur und Kreativwirtschaft Landkreis Pfaffenhofen an der Ilm e.V.“ (kurz KKW) keine Ausnahme. Rund 100 Gäste aus Politik und Wirtschaft nahmen an der beseelten „Juhu-Party“ am Donnerstagabend in der Eventtenne Pfaffenhofen teil und zollten den Anstrengungen der letzten dreieinhalb Jahre ihren Respekt.

Gründungsfeier KKW


Nachdem das Kommunalunternehmens Strukturentwicklung Landkreis Pfaffenhofen a.d.Ilm (KUS) im Oktober 2018 mit der Lokalen Aktionsgruppe Landkreis Pfaffenhofen a. d. Ilm ein LEADER-Projekt zur „Förderung der Kultur- und Kreativwirtschaft (KuK)“ für den Landkreis mit einem Budget von 35.000 € gestartet hatte, war die Überführung der Initiative in einen selbstständigen Verein der nächste logische Schritt. Diesen realisierten innerhalb des letzten Jahres 15 Gründungsmitglieder, allen voran Carolin Wessollek (1. Vorstand), Mathias Esser (2. Vorstand), Michael Urban (3. Vorstand), Markus Egerer (Kassier) und Gabriela Garrido (Beisitzerin).


Bevor die Vorstandschaft jedoch zu Wort kam, erteilte die gewitzt und charmant auftretende Moderatorin Nicola Bartsch KUS-Vorstand Johannes Hofner das Wort. Dieser berichtete über den hohen Stellenwert des LEADER-Projektes im KUS, hob die Arbeit der Projektverantwortlichen Beate Laux hervor und schloss seine Kulturanalyse gut-bayerisch und mit einem Augenzwinkern damit, dass die KuK auch deshalb interessant sei, weil „sie wenig Platz braucht und wenig Dreck macht“.

Darauf folgte Landrat Albert Gürtner, der die Bedeutung der KuK auf Landkreisebene darlegte und noch einmal die Innovationskraft der Branche hervorhob. Das LEADER-Management in Person von Julia Anthofer zeigte sich in seiner Ansprache höchst erfreut, was aus einem seiner Projekt nun entstanden ist. Florian Sußner (Bayerische Gesellschaft für Innovation und Wissenstransfer) stellte noch einmal die elf Teilbereiche der KuK (Musikwirtschaft, Buchmarkt, Kunstmarkt, Filmwirtschaft, Rundfunkwirtschaft, Markt für Darstellende Künste, Architekturmarkt, Designwirtschaft, Pressemarkt, Werbemarkt, Software-/Gamesindustrie) vor und betonte die einzigartige, der KuK innewohnenden Kombination aus unternehmerischer Ausrichtung und schöpferischem Akt. Carola Kupfer (Bayerischer Landesverband der Kultur- und Kreativwirtschaft) rundete die Reden mit ein paar Beispielen von erfolgreichen KuK-Vereinsentwicklungen und einem Appell an die Netzwerkarbeit und die Zusammenarbeit mit der Politik ab.


Nach den geladenen Rednern und Rednerinnen wurde es noch einmal konkreter und emotionaler. Für Beate Laux, die Projekt-Hauptverantwortliche ging nicht nur das Projekt nach dreieinhalb Jahren Laufzeit zu Ende. Die ehemalige Assistentin des Vorstands verlässt das KUS generell und wird sich beruflich neu orientieren. Nostalgischer, passender und schöner als mit einer solchen Feier hätte ihr Ausstand kaum stattfinden können, das sah man Laux bei ihrer Abschlussrede an. „Wir haben insgesamt 24 Veranstaltungen durchgeführt, darunter Netzwerktreffen, Wissensformate und ein paar Specials. So entstand über die Jahre hinweg die Keimzelle für einen Verein der KuK, in dem der Auftrag nun fortlebt, auch wenn unser LEADER-Projekt zu Ende geht“, so Laux nach dem Event. „Es war ein vielseitiges Projekt, das mir total Spaß gemacht hat und ein absoluter Gewinn war. Ein Herzensprojekt.“


Anschließend durfte die KKW-Vorstandschaft selbst ran. Zu Beginn gingen die drei Vorstände noch einmal deutlich auf die größten unmittelbaren Mehrwerte des neuen Vereins ein. Mathias Esser erläuterte den Punkt Sichtbarkeit mithilfe der neuen Homepage des Vereins (kulturundkreativwirtschaft.de), während Carolin Wessollek den Punkt regionale Wertschöpfung betonte und Michael Urban mit ein paar Anekdoten und einer Überleitung zum Thema Netzwerken schloss. Bartsch holte sich im Zuge dessen zwei Stimmen aus dem Publikum, die gleich „per du“ ihr Business und ihre Motivation für den heutigen Abend vorstellten – ein Ausblick, wie aufgeschlossen und progressiv der neue Verein neue Leute kennenlernen will. Als „Best-Practice-Beispiel“ führte Bartsch noch Gabriela Garridos Weg an. Garrido war vor ein paar Jahren von München in die Hallertau gezogen und hatte so gut wie keine beruflichen Kontakte. Auf einer „Kreative-im-Gespräch“-Veranstaltung des KUS lernte die Grafik- und Motiondesignerin Kreativschaffende der Region kennen und nun ist sie selbst als Mitglied der Vorstandschaft in einer gestaltenden Rolle. Markus Egerer leitete zum Überreichen der Geschenke über, die das KUS in Person von Johannes Hofner und Beate Laux für ihr jahrelanges Engagement, Carola Kupfer für ihre außerdienstlichen Entwicklungsgespräche und Nicola Bartsch für die Übernahme der Moderation überreicht bekamen.

Gemeinsam ließen die Gäste den Abend bei Musik (DIE BAND um Michael Hermann, DJ Alexander Feirer), einer Virtual-Reality-Station (Mathias Esser mit Künstler Patrick Hartl) und einer Kunstausstellung von Gudrun Doetsch ausklingen. Wer auf den Geschmack gekommen war, konnte sich am Infostand des Vereins noch genauer über eine Mitgliedschaft und zukünftige Projekte schlau machen.


Die Vereinsgründung hätte auch schon früher passieren können, hätte die Corona-Pandemie der KuK nicht gewaltige Probleme bereitet. 2020 erlitt die Branche einen Umsatzverlust von schätzungsweise 15,3 Milliarden Euro. Der deutschlandweite Gesamtumsatz sank auf 160,4 Milliarden EUR (-8,7% gegenüber 2019; Quelle: Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz). Setzt man die Bruttowertschöpfung (BWS) in der KuK (2020 bei rd. 94,6 Mrd. EUR) mit anderen Branchen in Relation, sieht man, dass sie etwas über dem Niveau des Maschinenbaus und vor anderen Branchen wie den Finanzdienstleistungen, der Energieversorgung oder der chemischen Industrie liegt. Besonders stark erwischte es die Darstellenden Künste (-81% Gesamtumsatz), die Musikwirtschaft (-44%), die Filmwirtschaft (-41%) und der Kunstmarkt (-39%), andere Teilmärkte wie Architektur (-1%), Software/Games (-1%), Presse (-3%) und Buch (-3%) zeigten sich deutlich resilienter. Man darf gespannt sein, wie sich die KuK im Landkreis Pfaffenhofen erholt und wie es dabei seinem neuen Verein ergeht

Stimmen zur Auftaktfeier

Carolin Wessollek

„Der Urknall zwischen den Urgesteinen der Gründungsmitglieder hat endlich Früchte getragen. Das ist einerseits ein sehr schöner Moment, weil das eine ganze Zeit lang unerreichbar und unrealistisch schien. Jetzt haben wir eine Party gefeiert und gegründet, ein Anfang ist gemacht. Andererseits gehen jetzt auch eine gewisse Verantwortung und Erwartungshaltung damit einher, denn es wäre schade, all diese Mühe investiert zu haben, ohne Ergebnisse einzufahren. Jetzt kommt der spannende Teil. Der Garten ist angelegt, wir können Blumen und Pflanzen setzen. Der Garten ist nur so groß und vielschichtig, dass wir das gar nicht alleine schaffen können. Es gilt, aktive Mitglieder zu generieren, Menschen von uns zu überzeugen und zu begeistern, sowohl bei den Kreativen als auch in der Politik oder in den Unternehmen. Das ist die große Mission und da darf jetzt wohl die nächste Veranstaltung nicht allzu lange auf sich warten lassen. Es gilt, auf gesunde Art zu wachsen. Wir sind noch ganz am Anfang, es gibt noch so viele offene Handlungsfelder, dass jeder, der Bock hat, jede, die sich austoben und mitgestalten möchte, herzlichst eingeladen ist.“ – Carolin Wessollek, 1. Vorstand KKW-Verein Pfaffenhofen

Gabriela Garrido

„Ich habe nicht damit gerechnet, dass ich einmal als Teil der Vorstandschaft hier stehen würde. Ich kann mich noch erinnern, als ich vor ein paar Jahren auf die KUS-Events gegangen bin und noch gar keine Kontakte hatte. Ich weiß auch noch, wie Beate erwähnt hat, dass es doch toll wäre, irgendwann eine Interessenvertretung für die Kultur- und Kreativwirtschaft im Landkreis zu haben. Damals wirkte das alles wie ein entfernter Traum. Dass wir heute hier stehen können, einen Verein gegründet haben und feiern können, ist schon ein bisschen unglaublich. Jetzt wäre es wichtig, dass wir uns weiter vernetzen und sichtbarer werden, so dass andere Kreative uns finden und wir als Verein wachsen können.“ – Gabriela Garrido, Beisitzerin des KKW-Vereins Pfaffenhofen

Carola Kupfer

„Ihr [Pfaffenhofener] war das erste Netzwerk, das wir über ein Förderprojekt fördern konnten, das wir vom Wirtschaftsministerium bekommen haben – über die Corona-Akut-Versorgung. Ehrlich gesagt sah es zu Anfang nicht so aus, dass wir heute hier so dastehen. Einerseits war Corona hinderlich, aber auch die wechselnden Leute, es war nicht klar, wer Verantwortung übernehmen wollte und sich das vorstellen konnte. Das hat sich dann ganz toll entwickelt, es sind Gottseidank auch noch bekannte Gesichter dabei von der ersten Stunde. Wir sind ganz stolz auf euch, dass ihr das so hinbekommen habt.“ – Carola Kupfer, Präsidentin Bayerischer Landesverband der Kultur- und Kreativwirtschaft

Beate Laux

„Wir haben insgesamt 24 Veranstaltungen durchgeführt, davon zehn „Kreative im Gespräch“ (Netzwerkveranstaltungen und Kreativstätten kennenlernen). Da waren wir zum Beispiel im GMW-Studio in Baar-Ebenhausen, bei der Schloßfamilie in Jetzendorf oder im Atelier von Anita Hörskens in Pfaffenhofen. Dann gab es neun Formate zur Wissensvermittlung unter dem Namen „So geht’s“, wo es um Preisverhandlungen, Urheberrechte, Stärkentraining oder Elevator-Pitches. Außerdem gab es noch agile Formate, wie z.B. die Zukunftswerkstatt (Ende 2018). Und dann gab es noch Sonderformate wie ein Welt-Café, das „Stage and Stream“ als Hilfestellung für Künstler zur Corona-Zeit oder eine „Erfolgreich-gescheiter(t)-Nacht“, wo Geschichten des Scheiterns geteilt wurden. Das alles hat über die dreieinhalb Jahre eine Verbindung geschaffen zwischen den Kultur- und Kreativschaffenden und letzten Endes die Keimzelle für den Verein. Außerdem haben wir die Branche durch die Corona-Zeit begleitet.“ – Beate Laux, Projektmanagerin Wirtschaftsförderung, KUS Landkreis Pfaffenhofen

Johannes Hofner

„Im Hinblick auf die transformative Kraft der Kultur- und Kreativwirtschaft würde ich erstens einmal auf die Wertschöpfung eingehen und was damit zusammenhängt. Die Vorleistungen sind beim Autobau ja zum Beispiel weit gestreut über mehrere Standorte und sogar andere Länder. Wenn ich aber hier im Landkreis eine Software im Wert von 70.000 € programmiere, hat die Wertschöpfung direkt in der Region stattgefunden. Diese Eigenschaft macht die KuK besonders. Das führt mich zum Thema Resilienz, in der KuK steckt nämlich mehr, als man denkt, denn sie ist nicht so angewiesen auf Vorleistungen von außen. Die zweite Besonderheit der KuK ist ihre breite Fächerung und dass ihre Teilbranchen eigentlich in alle Belange des alltäglichen Lebens hineinreichen, vom Schuhdesign über das Handy bis hin zum Bauplan fürs Haus oder zur Musik, die wir hören. Es gibt bestimmt auch noch einige Kultur- und Kreativschaffende im Landkreis, die nicht einmal wissen, dass sie überhaupt zur KuK gehören. Ein Fotograf sieht sich nicht so schnell in derselben Branche wie ein Architekt. Und drittens würde ich die „soften“ Faktoren anführen. Kreative sind ein besonderer Schlag Menschen, durch die Trends geprägt werden, durch die Gedanken für Innovationen entstehen und Ideen ausprobiert werden. Das ist in der KuK vergleichsweise stärker verankert als in anderen Branchen.“ – Johannes Hofner, Vorstand, KUS Landkreis Pfaffenhofen

„Die KuK-Veranstaltung hat mich sofort angesprochen, weil wir zwar auf unsere eigene Weise kreativ sind, eben auf technische Weise und in unserem Bereich, sich das aber komplett unterscheidet von dem, was wir heute Abend kennengelernt haben. Da kann es nicht schaden, wenn man mal reinschaut und den Horizont erweitert. Die Kraft der Kultur- und Kreativwirtschaft wirkt ohnehin schon länger, viele Unternehmen sind ja verbunden mit Kreativköpfen und transformieren ihre Organisationen. Das hat also schon stattgefunden, eben in einem nicht vernetzten Kontext. Jetzt kann man diese Kraft noch verstärken, zum Beispiel durch ein Event wie heute Abend.“ – Bernhard Schmidt, CEO bei Secabo GmbH Wolnzach